„Ich reserviere mir ganz bewusst zwei Mal in der Woche ein paar Stunden „Stillarbeit“-Zeit, um nachzudenken, zu planen, mir über Strategien, Konzepte und Lösungen im Klaren zu werden.“ Diese Worte aus dem Munde unseres Gastes Sebastian Lechner leuchteten den über 30 Lions unmittelbar ein, als er uns an diesem Abend ein Stück weit in den Alltag eines niedersächsischen Spitzenpolitikers in der Opposition mitnahm. Lechner ist seit 2013 Mitglied des Niedersächsischen Landtags und Oktober 2022 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Am 21. Januar 2023 wurde er als Nachfolger von Bernd Althusmann zum Landesvorsitzenden der CDU in Niedersachsen gewählt.
Lechner schilderte in seinem Vortrag ausführlich, worin die Arbeit in Opposition besteht. „Die Regierung stellen, Handlungsdefizite aufzeigen, falsche Entwicklungen sichtbar machen, all das gehöre dazu.“ Am schwierigsten Nachvollziehbar seien Situationen, in denen die rechtlichen Grundlagen und auch die Instrumente vorhanden seien, es „lediglich an falschen Prioritäten und dem Willen zum Handeln fehle.“ Er illustrierte dies am Beispiel der Deiche in Niedersachsen. Hier sei Niedersachsen zwar beim letzten Hochwasser mit einem „blauen Auge davon gekommen“, aber insgesamt hinke man bei der Deichsicherheit deutlich hinterher. Sinnvoll priorisiert ginge da wesentlich mehr – wie man im Nachbarland Sachsen-Anhalt deutlich erkennen könnte, so Lechners Resümee. Ähnlich verhalte es sich beim Wolfsmanagement. Der biologisch erforderlich Wolfsbestand sei in Niedersachsen längst erreicht, dies offene ganz andere Möglichkeiten zur Regulierung der Bestände – aber stattdessen braucht es vor einem Abschuss eines Problemwolfes einer komplizierten und langwierigen Beweisführung auf Basis von DNA Analysen. Dies sei völlig unverhältnismäßig.
Die anschließende Fragerunde drehte sich auch um die Zukunft von Parlamentarismus und Regierbarkeit durch das Erstarken der AfD und der weiteren Diversifizierung der Parteienlandschaft in den deutschen Landtagen. „Eine Zusammenarbeit mit der AfD schließe ich aus", sage Lechner in aller Deutlichkeit. „Mögliche Regierungsbildungen, Unvereinbarkeitsbeschlüsse oder die Perspektive einer Minderheitsregierung werden intensiv in den Gremien der CDU diskutiert“, so Lechner weiter.
Wie sehr Lechner für sein Heimatland Niedersachsen brennt, wurde dann am Ende deutlich, als den Abend mit einer positiven Botschaft abrundete: “Wir sollten nicht immer neidvoll nach Bayern und Baden-Württemberg schauen- wir Niedersachsen haben in den Zukunftsthemen der Energiewende und Umwelttechnik die besten Voraussetzungen und sind hervorragend aufgestellt, sei es bei Seehäfen, Windkraft, Wasserstofftechnologie oder auch der CO2 Speicherung. „Wir sind zwar noch nicht vorne, aber ein bisschen sollten die Bayern unseren Atem spüren!“ sage Lechner mit einem Augenzwinkern.
Eine selbstbewusste und ohne Frage mitreißende Botschaft von einem, der noch viel vor hat in Niedersachsen!